Tuesday, October 07, 2008

Wisdom of the Clowns? Online-"Alternative zum Gericht" als Unterhaltungsmedium

"Check my case" nennt sich ein neues Onlineportal "aus der Denkwerkstatt von Prof. Wolfgang Zankl, Leiter des Europäischen Zentrums für E-Commerce und Internetrecht" (Zitat Die Presse). Auf dieser Plattform, so die Presse weiter,
"soll der Einzelne eine Alternative zum Gericht finden (Motto: Das Recht geht vom Volk aus). Nach dem Prinzip der Weisheit der Vielen soll dank persönlicher Erfahrungen der Teilnehmer, die zugleich Rechtsuchende, Gerichtskiebitze, Anwälte und Richter sind, eine Annäherung an die richtige Lösung rechtlicher Probleme gefunden werden. checkmycase.com verspricht den juristischen Reality-Check: Jeder kann seine eigenen Probleme online stellen und mit dem Voting der anderen Internet-User eine statistische Prognose über seine Erfolgs- und Prozesschancen erlangen. Jeder kann auch seinen Kommentar abgeben, der bei der Suche nach dem Recht hilft. Die neue Plattform will nach eigenen Angaben 'eine kostenlose Alternative' zum Bezirksgericht sein."

In den AGB steht von der Alternative zum Bezirksgericht nichts. Aber vielleicht war ja eine Alternative zum "Heiteren Bezirksgericht" gemeint, denn gleich zu Beginn der AGB-Seite heißt es: "Checkmycase ist ein Unterhaltungsmedium". Auch in der Unterhaltungsbranche gelten allerdings strenge Regeln: wer in einem Forumsbeitrag/Posting einen URL inkludiert, von dem nimmt die Medieninhaberin - die Juranovit Forschungs GmbH - gleich einmal an, dass er damit einen "Werbeauftrag" gibt und stellt ihm 1.500,- Euro in Rechnung. Sogar wie man die Seite sehen darf, wird in den AGB geregelt:
"Der Zugang und die Nutzung ... darf nur über einen Webbrowser oder durch eine von Juranovit vorher autorisierte Software erfolgen. ... Der Nutzer darf keine Maßnahmen vornehmen, um die auf der Webseite enthaltene Werbung automatisiert auszublenden."
Die Juranovit Forschungs GmbH betreibt auch das "e-center", ein "europäisches zentrum für e-commerce und internetrecht", auf dessen Website gleich sechs europäische Städte als Standorte und unter anderem die wesentlichen österreichischen Mobilfunkunternehmen als Partner genannt sind. Vielleicht unterhalten sich diese auch prächtig zB über die Diskussion zu einem "case" über Roaminggebühren, die fast ausschließlich von Leuten geführt wird, die sich mit e-center-Visitkarte ausweisen (und damit wohl andeuten, dass sie von der Sache etwas verstehen könnten).

Wer sich auf Check my Käs case genug unterhalten hat, interessiert sich vielleicht auch für eine andere - in diesem Fall aber durchaus ernsthafte - "check it"-Website: checkyourdrugs.at

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